
Wir zählen das Jahr 1996 als mit
Resident Evil der (nicht ganz) erste und bis heute erfolgreichste Vertreter des
Survival Horror Genre das Licht der Welt erblickt hat. Survival Horror Spiele vereinen Elemente aus dem Action-Adventure, gepaart mit Horror-Elementen und Rätseleinlagen. Über die Jahre hat es viele mehr oder weniger erfolgreiche Ableger dieses Genres gegeben. Neben Resident Evil konnte vor allem
Silent Hill eine große Fanbase aufbauen. Ob
Fobia - St. Dinfna Hotel von dem brasilianischen Indie Entwicklerstudio
Pulsatrix Studios da mithalten kann, erfahrt ihr im Test.
Horror im Hotel

Als unerfahrener Journalist Roberto wittern wir in Treze Trilhas die große Story. Über einen lokalen Kontakt namens Stephanie haben wir von unnatürlichen Phänomenen gehört. Es sollen Gegenstände und Menschen verschwunden sein und irgendwie dreht sich auch alles um ein kleines Mädchen mit einer Gasmaske. Grund genug für Roberto sich ein Hotel in Treze Trilhas zu nehmen, welches er von seinem Kontakt empfohlen bekommen hat. Doch die Recherchen vor Ort bringen keine Ergebnisse und auch Stephanie ist nicht mehr zu erreichen. Als Roberto schließlich abreisen möchte erscheint eine merkwürdige Anomalie und er verliert das Bewusstsein. Wieder erwacht scheint es so als wären Jahre vergangen. Das Hotel ist nicht mehr wiederzuerkennen, die anderen Gäste sind verschollen und alles gleicht einer Bruchbude oder
erinnert an die Parallelwelt aus Silent Hill. Der Horror im Hotel beginnt…
Eine Hommage an das klassische Resident Evil

Das Setting im Hotel erinnert sehr stark an das Herrenhaus aus dem ersten Resident Evil Teil. Während des gesamten Spiels erkennt man den
leidenschaftlichen Tribut an seinen Genre-Vorreitern. Ob es das Lesen der hinterlassenen Notizen ist, das Inventarsystem oder aber die ganzen Rätsel sind. Überall schwingt ein wenig der
Charme von Resident Evil mit.
Während das Setting von Fobia - St. Dinfna Hotel an die ersten Teile erinnert, hat man sich beim
Gameplay auch an den neueren Teilen orientiert. Man spielt aus der Ego-Perspektive wie man es von
Resident Evil 7 und
Resident Evil Village her kennt. Doch während man sich bei späteren Resident Evil Teilen für ein Action lastigeres Gameplay entschieden hat, folgt Fobia mehr dessen Wurzeln und legt einen größeren Fokus aufs Erkunden und Rätseln.
Viele Rätsel in schauriger Umgebung

Die meiste Zeit des Spiels erkundet man das mysteriöse Hotel und
löst diverse Rätsel, um weiter zu kommen aber auch um mehr über die Hintergründe zu erfahren. Die Rätsel sind nicht nur knackig, sondern auch eines der Kernelemente des Spiels. Immer wieder steht man vor verschlossenen Türen oder kommt an bestimmten Stellen nicht weiter, dessen Zugänge sich erst im Verlaufe des Spiels öffnen. Mit diversen Schlüsseln lassen sich Truhen und Türen öffnen, mit einem
Bolzenschneider kann man Türketten knacken und bestimmte Fahrstuhl-Knöpfe machen den Weg in die einzelnen Etagen des Hotels frei. Die dafür nötigen Gegenstände erhält man meistens durch das Lösen von Rätseln. Und selbst einige der Gegenstände warten mit ausgeklügelten Rätseln darauf, gelöst zu werden. Zugegeben: In manchen Fällen musste ich das Internet nach einer Lösung einer Aufgabe befragen, da es entweder zu knackig war oder aber man den benötigten Gegenstand oder Hinweis übersehen hat.
Eines der wichtigsten Objekte im Spiel ist die
Kamera. Wenn man durch dessen Nachtsichtfunktion schaut, findet man nicht nur neue Hinweise, sondern erhält eine ganz andere Perspektive. Teilweise erlebt man in den Räumen eine ganz andere Welt. Verschlossene Türen sind auf einmal geöffnet, Schränke die vorher nicht da waren können durchsucht werden und Löcher in den Wänden kann man passieren. Dieses Feature erinnert ein wenig an die
Parallelwelten aus The Medium oder Silent Hill und sorgt für spannende Rätsel und eine schaurige Stimmung.
Wenige aber dafür knackige Kämpfe

Die Kämpfe in Fobia fallen wesentlich geringer aus als bei anderen Genre-Vertretern. Vor allem aber beginnen diese auch erst später im Spiel, weshalb man sich zu Anfang ganz auf das Erkunden und die Rätsel konzentrieren kann. Die Kämpfe können dabei schon recht fordernd sein und dass ein oder andere Mal nimmt man auch lieber die Beine in die Hand, um Munition zu sparen. Denn Munition und Items zum Heilen sind rar gesät und können mitunter für Frust sorgen. Vor allem aber bei den
Bosskämpfen, denn diese haben es in sich. Wer jetzt abgeschreckt sein könnte darf direkt wieder aufatmen. Im Menü findet man etwas unglücklich versteckt eine Funktion, mit der man
Munitionskisten aktivieren kann. Diese Einstellung habe ich erst gefunden, nachdem ich an einem Boss mehrfach gescheitert bin und aufgrund fehlender Patronen keine Chance hatten diesen zu besiegen. Danach gab es eine Munitionskiste beim Bosskampf, die sich bei leerer Munition wieder gefüllt hat. Abseits dieses einen Bosskampfes gab es ansonsten keine weiteren derartigen Probleme.
Die Schwierigkeit beim Kämpfen ist vor allem dem Zielen und dem Gunplay geschuldet. Kleinere Kakerlaken sind nur sehr schwer zu treffen und die größeren humanoiden Kreaturen, die auf einen zukommen, können sehr viele Patronen schlucken ehe diese das zeitliche segnen. Es sei denn man trifft das offene Herz. Dies ist mit der Pistole allerdings nur sehr schwer zu treffen. Mit der Schrotflinte sieht die Welt anders aus. Allerdings erhält man diese erst später im Laufe des Spiels.
Das gute alte Inventar und Verbesserungen

Das
Inventar in Fobia ist begrenzt und vor allem zu Anfang hat man nur
wenige Inventarplätze mit denen man haushalten muss. Die meisten Gegenstände nehmen lediglich einen Platz ein. Größere Waffen wie die
Schrotflinte und das
Maschinengewehr oder Gegenstände wie Brechstange und Bolzenschneider brauchen sogar zwei Plätze. Alle anderen übrigen Gegenstände können in eine der Kisten abgelegt werden, von denen man an unterschiedlichen Stellen im Spiel welche findet. Die Gegenstände und das Inventarsystem hat man aber sehr gut ausbalanciert, denn selten musste ich frustrierende Strecken in Kauf nehmen, um etwas zu holen oder abzulegen. Vor allem anhand eines Symbols kann man direkt erkennen ob der Schlüssel oder Gegenstand überhaupt noch benötigt wird oder seinen Dienst erledigt hat. Das hat mir sehr gut gefallen.
Das Inventar lässt sich übrigens im Laufe des Spiels
vergrößern, da man immer wieder Platzerweiterungen dazu finden kann. Verbessern kann man auch die Waffen und die Reichweite der Kamera, in dem man für die unterschiedlichen Features
Upgrade-Material investieren kann. Dieses findet man durch fleißiges Erkunden und Lösen von Rätseln in Form von Sphären. Je nach Waffe können die
Munitionskapazität, der Schaden und andere Attribute verbessert werden.
Tolle Grafik und ein paar technische Macken

Die
Grafik von Fobia sieht für meinen Geschmack wirklich stark aus und schafft es zusammen mit der
Stimmigen Musik & Soundkulisse eine tolle Atmosphäre zu erzeugen. Auf der
Xbox Series X und
PlayStation 5 lässt sich zwar noch zusätzlich
Raytracing aktivieren, davon sollte man aber aufgrund der Performance Abstand nehmen. Das
Level Design ist den Entwicklern wirklich gelungen und auch die Rätsel wurden gut und stimmungsvoll platziert. Vor allem hat mir gefallen, dass sich die Wege je nach Fortschritt und Situation verändern können und man bereits bekanntes erneut erkunden muss.
Obwohl das Spiel stellenweise so wirkt als könnte es von einem großen AAA Studio kommen, kann man an anderen Stellen die Indie-Herkunft deutlich merken. Vor allem wenn es um die Übersetzung geht. Die Texte im Spiel sind alle gut übersetzt und der Spielfluss wird davon zum Glück nicht gestört. Allerdings hat man bei der Menüführung einige grobe Patzer gemacht. Bei einigen Einstellungen wurden die Optionen vertauscht. Andere Einstellungen sind unter Menüpunkten zu finden, wo man diese niemals vermuten würde. Ebenfalls fehlen Übersetzungen bei den Texturen. Und zwar dann, wenn etwas an der Wand geschmiert wurde oder aber Zettel auf dem Boden liegen. Da die wenigsten Portugiesisch können, kann dies schon ein wenig von der Atmosphäre nehmen. Der Spielfluss ist davon aber nie betroffen, weshalb man diese Macken dem Indie-Entwicklerstudio gerne verzeiht.
Fazit: Ein leidenschaftliches Tribut an das klassische Resident Evil

Bei einer Resident Evil Alternative von einem Indie Entwickler habe ich tatsächlich nicht viel erwartet. Was ich hier aber bekommen habe ist weit mehr als nur eine Alternative.
Fobia - St. Dinfna Hotel ist ein leidenschaftliches Tribut an das beliebte Survival Horror Genre und macht dabei sogar einiges besser als die aktuellen Spiele des Vorbilds. Denn Fobia konzentriert sich mehr auf die wirklich wichtigen Dinge des Genres. Es legt mehr Wert auf den Horror, dem Erkunden und das Rätseln. Die Action kommt hier nicht zu kurz, erhält aber weniger Aufmerksamkeit was in Anbetracht der Schwäche beim Gunplay auch ganz gut ist. Würde man dem Spiel nicht im Menü, bei den Kämpfen und einigen Übersetzungen anmerken das es von einem kleinen Studio stammt, wäre Fobia für mich ein ganz klarer 90er Kandidat.
Fobia - St. Dinfna Hotel ist ein ganz starkes Debut von einem jungen aufstrebenden Entwicklerstudio, welches jeder Survival Horror Fan unbedingt spielen sollte. Ich hoffe… nein, ich bin mir sogar sicher, dass man noch viel Gutes von den Pulsatrix Studios hören wird.